R E Z E N S I O N

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PTAheute
Zeitschrift der DAZ für die Pharmazeutisch-technische Assistentin

vom 12. Dezember 2005 - 19.Jahrgang, S.129:



Biografie Hahnemann

„Mit Skalpell und Federkiel" hinter diesem Buchtitel verbirgt sich eine wirklich lesenswerte Roman-Biografie des Homöopathie-Begründers Samuel Hahnemann. Man erhält einen Einblick in die Medizin in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, als drastische Behandlungsmethoden wie Aderlass, Abführ und Brechmitteltorturen an der Tagesordnung waren. Doch die ersten wissenschaftlichen Entdeckungen standen vor der Tür, es gab viele neue Ideen wie auch die Lehre der Homöopathie, die von Hahnemann als ganzheitliche Heilmethode entwickelt und angewandt wurde. Geschichtliche Informationen werden amüsant mit Alltagsschilderungen aus Hahnemanns sehr unstetem Leben verbunden. Man nimmt teil an Hahnemanns medizinischer Ausbildung, seiner Familiengründung, seinen von Armut geprägten Anfangsjahren als Arzt, in denen er  auf der Suche nach Broterwerb ungewöhnlich häufig seinen Wohnort wechselte. Und schließlich liest man auch über seine Erfolge und seine vielen Neider!

Übrigens, die Autorin dieses gelungenen Buches ist eine Pharmazie-Ingenieurin mit journalistischer Ausbildung.

 

PRESSESTIMMEN...

FREIE PRESSE, Mittweida, 15. November 2005
 

Als Einzelner den Weg geebnet

Gisela Dietz stellt in Mittweida ihr Buch über Homöopathiebegründer Hahnemann vor

von Elke Csurgó

Mittweida. “Es ist ein Unterschied, ein Haus in Stille zu lesen oder es in einer Lesung vorgestellt zu bekommen”, fand Birgit Thalheim. Sie hatte am Sonntag die Lesung der der Fachjournalistin und Pharmazeutin Gisela Dietz in der Stadtbibliothek in Mittweida besucht. Die aus Mittweida stammende Dietz stellte dort ihr erstes Buch “Mit Skalpell und Federkiel” vor. Die Roman-Biografie handelt von dem Homöopathiebegründer Samuel Hahnemann (1755-1843).

„Obwohl ich den Inhalt schon kannte, war die persönliche Vorstellung durch die Autorin sehr interessant. Sie war spannend erzählt und mit zusätzlichem Hintergrundwissen versehen", erläuterte Birgit Thalheim. Sabine Thiemer, eine weitere Besucherin der Lesung, fand besonders interessant, wie sich ein Mensch wie Samuel Hahnemann trotz fundierten Fachwissens in seiner Zeit schwer durchsetzen konnte. Spannend verknüpfte Gisela Dietz das Geschehen der damaligen turbulenten und von wirtschaftlichen Engpässen geprägten Zeit mit dem Leben und Handeln der Romanfigur Hahnemann. Dass er als Einzelner einer Heilmethode wie der Homöophatie den Weg ebnen konnte, die zoo Jahre danach noch aktuell ist, habe wohl etwas mit seinem Charakter und seiner Zielstrebigkeit zu tun, betonte die Autorin.

Eine Besucherin fand, dass das Buch verschiedene Menschen ansprechen kann: Verfechter der alternativen Heilmethode Homöopathie; aber auch solche, die es damit nicht so halten oder wiederum jene, die der Homöopathie wie der Schulmedizin ihren Platz einräumen. Dem stimmte auch Christel Löffler bei, die beruflich als Krankenschwester arbeitet. Dietz selber gehört im Übrigen zu jenen, die der Alternativ- wie auch der Schulmedizin einen Platz einräumt.

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Meißner Tageblatt, 03.11. bis 16.11.2005:

Mit Skalpell und Federkiel”

Hahnemann im Buch

„Roman-Biografie" hat die Berliner Journalistin Gisela Dietz ihr Lebensbild Samuel Hahnemanns genannt, aus dem sie dieser Tage in der Meißner Stadtbibliothek las. Die Phamazie-Ingenieurin traf auf ein interessiertes Publikum, das mit Vergnügen den ausgewählten Kapiteln des eingängig und schnörkellos geschriebenen Buches folgte.

Gisela Dietz hat seit 1996 auf den Spuren Hahnemanns recherchiert. Dabei hat sie sich auch im Stadtarchiv und im Hahnemannzentrum Meißen, in Leipziger und Wiener Universitätsarchiven und bei der Robert- Bosch-Stiftung Stuttgart umgetan, kann sich auf den Medizinhistoriker und. „Tageblatt"-Autor Robert Jütte, auf Helge Landmanns und Verena Sauers Publikation „Hahnemann in Meißen" (2001) und vor allem auf den Klassiker aller Hahnemann-Biografen, Richard Haehle, berufen.

Die Autorin hat Meißner Lokalkolorit und Geschichte eingefangen, so den verheerenden Brand der Porzellanmanufaktur auf der Albrechtsburg in einer Januarnacht des Jahres 1723. Mit der Rückkehr des 15 jährigen Samuel nach Meißen „steigt" sie in ihre Biografie „ein". „Ich will kein Kaufmann werden", rechtfertigt der Porcellanmalersohn seine Flucht aus der Krämerlehre in Leipzig. „Ich werde Arzt."

Gisela Dietz hat der Versuchung widerstanden, die ganze Odyssee ihres Helden alaibisch abzuhandeln. Immerhin hat Hahnemann allein zwischen 1793 und 1804 mit seiner Frau Henriette und einer vierköpfigen Kinderschar elfmal den Wohnort gewechselt: Vielmehr schildert sie an ausgewählten Lebensstationen seinen Lebensgang, etwa den straff geregelten Alltag des Afraschülers in der schlichten Kammer der Herbergseltern im Domherrenhof, sein hiesiges Krankenlager auf der Schwelle des Todes, berichtet vom glänzenden, in Latein gehaltenen Abschiedsreferat des Afraners. Von den Geldnöten des Studiosus und Arztes ist die Rede, von seinem ungeheuren Fleiß und unbändigen Drang nach Erkenntnis und seiner in reiferen Jahren an Besessenheit grenzenden Kompromisslosigkeit gegenüber so genannten Halb-Homöopathen.

Messerscharf gebraucht die Verfasserin das sprachliche Skalpell, wenn sie des Studiosus erst Erlebnis einer Leichensektion m Leipzig vor dem Leser ausbreitet. Sie lässt uns an Hahnemanns Zeit beim Baron von Bruckenthal im siebenbürgischen Hermannstadt teilhaben und an den. Selbstvorwürfen, als er dem Knaben seines Gönners das Leben nicht zu retten vermag. Und überzeugend wirkt die Abkehr des jungen Arztes von der Schulmedizin seiner Zeit; liest man nur von den exzessiv verabreichten Abführmitteln, Aderlässen und Arsengaben. Weg vom Skalpell und hin zum Federkiel führt der Weg des streitbaren Mannes, hin zur Verkündung des „similia similibus", des Ähnlichkeitsprinzips.

Wie ein. Hohelied auf die Homöopathie klingt Hahnemanns letzter Lebensabschnitt, die Heirat des 79- jährigen Witwers und der 35-jährigen Marie-Melanie und deren Übersiedlung nach Paris. Gisela Dietz hat diesem letzten Kapitel des reich erfüllten Arztlebens, getreu ihrem Auswahlprinzip, noch einen knappen Epilog gewidmet. Das Außergewöhnliche an Hahnemann hat auch die Buchautorin fasziniert, wie sie gesteht. Der Homöopathie stehe sie skeptisch, aber tolerant gegenüber, räumt sie ein. Als Ergänzung seien naturheilkundliche Verfahren allemal eine Bereicherung, und an Hahnemanns Lehre schätze sie vor allem das ganzheitliche Prinzip. Apotheken sollten bei der Abgabe homöopathischer Mittel stärker mit beraten, fordert Gisela Dietz.          (W.H.)

 

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FREIE PRESSE, Mittweida, 11. November 2005

 

„Querdenken hat mich fasziniert"

Gisela Dietz stellt ihr Buch über HomöopathiePionier vor

 

Mittweich. Ihre Wirksamkeit ist umstritten, Diskussionen um sie kehren regelmäßig zurück: die Homöo- pathie. Nach dieser alternativen Heilmethode werden Krankheiten mit stark verdünnten Arzneien behandelt. Ihr Begründer Samuel Hahnematm hingegen ist weit weniger bekannt. Aber nicht weniger faszinierend, fand Gisela Dietz und schrieb eine Roman-Biografie über Hannemann: „Mit Skalpell und Federkiel". Es ist das erste Buch von Dietz, die aus Mittweida stammt und heute in Berlin als Pharmazeutin und Fachjournalistin arbeitet. Während der derzeitigen 2. Literaturtage in der Region stellt sie am Sonntag, 13. November, 16 Uhr in der Stadtbibliothek Mittweida ihr Buch vor. Über die Medizin, das Schreiben und ihren Onkel, den aus Mittweida stammenden Schriftsteller Erich Loest, sprach Katharina Leuoth mit ihr.

 

Freie Presse: Warum wollten Sie über Hannemann und die Homöopathie ein Buch schreiben?

Gisela Dietz: Das Thema beschäftigt mich seit 1996: Damals wurde die Begründung der Homöopathie vor 200 Jahren gefeiert. Ich habe dazu eine Ausstellung in Dresden besucht und bin dort auf den Begründer Hannemann aufmerksam geworden. Sein Ehrgeiz, sein Durchhaltevermögen, seine Besessenheit und sein Querdenken haben mich fasziniert. Ansätze der Homöopathie waren schon damals bekannt, aber Hahnemann hat sie aufgegriffen, strukturiert und manifestiert. Und mit viel Widerstand zu kämpfen gehabt.

Freie Presse: Das ist heute mit neuen Entwicklungen ja teilweise immer noch so, Beispiel Gentechnik

Dietz: Richtig, und das war das Spannende auch an der damaligen Zeit: Es gab einen Umbruch, neue Methoden, neue philosophische Ansätze. Und heute wie damals ist und war die Finanzierung der Medizin ein viel diskutiertes Problem. Homöopathische Medikamente waren damals teuer und sind es heute noch, weil sie von den Krankenkassen nicht bezahlt werden.

Freie Presse: Nehmen Sie selbst solche Medikamente?

Dietz: Manchmal. Ich bin aber kein fanatischer Verfechter der Homöopathie. Vielmehr finde ich wichtig, dass sich Schul und Alternativmedizin nicht ausgrenzen. Jede ist wertvoll. So kann die Homöopathie beispielsweise helfen, Nebenwirkungen von Chemotherapien zu lindern und die Lebensqualität von Krebspatienten zu verbessern.

Freie Presse: Wo haben Sie recherchiert?

Dietz: Hauptsächlich in medizin-historischen Archiven in Leipzig, Stuttgart und Wien.

Freie Presse: Gibt es schon Bücher über Hahnemann?

Dietz: Ja, aber oft sind sie sehr sachlich geschrieben. Ich wollte einen gut lesbaren, unterhaltsamen Roman über Hannemann schreiben, um auch Leute dafür zu interessieren, die noch nichts mit dem Thema zu tun hatten.

Freie Presse: Sind Sie beim Schreiben von Ihrem Onkel, dem Schriftsteller Erich Loest, beeinflusst worden?

Dietz: Die Schreibgene liegen sicher in der Familie. Aber was die. Themen, die uns beschäf- tigen, betrifft, liegen wir auf völlig unterschiedlichen Wellenlängen. Von daher hat er mich nicht konkret beeinflusst.

Freie Presse: Haben Sie schon Pläne für ein zweites Buch?

Dietz: Ja, es soll ein fiktiver Roman werden, in dem die Medizin wieder eine Rolle spielt.